- Cunnersdorf bei Glashütte / Sachsen
Sächsische Schweiz - Osterzgebirge
 
 
 

Bergbaugebiet Hirtenwiesen


 Die Hirtenwiesen zu Glashütte waren der einstige Bergbaumittelpunkt der kleinen Stadt. Doch wer an blühende Wiesen denkt wird etwas enttäuscht sein. Der Name rührt nur noch aus einer Zeit, als die von Halden zerfurchte Gegend noch ohne Baumbestand war. Die recht steilen Hänge waren von alters her nur zur Weidewirtschaft, also Viehhaltung und Grasmahd nutzbar. Erst in den 1920er Jahren wurden die heute sichtbaren Fichtenbestände in diesem Taleinschnitt und den steil ansteigenden Hängen gepflanzt. Bis zur Aufforstung stellte dieses Areal eine wertvolle Heimstatt für recht seltene Wiesenpflanzen dar. Hier gab es seltene Orchideenvorkommen, wie Holunder-Kuckucksblume, großes und kleines Knabenkraut, Händelwurz und viele mehr.

Die Hirtenwiese erreicht man von Cunnersdorf aus über den Wanderweg entlang der Cunnersdorfer Linde.  Wenn man nach der Linde den Weg Richtung Glashütte  weiterläuft, gelangt man an eine Abzweigung, wo man rechts Richtung Bergbaulandschaft abbiegt und man erreicht eine gut ausgeprägte Halde mit zwei rekonstruierten Stollnmundlöchern. Es handelt sich dabei um das Domizil von einigen Glashütter Bergbaufreunden. Auf einem Areal von reichlich 5 Hektar, etwa 2 km x 2,5 km, befinden sich etwa 20 Stolln und 60 Halden des historischen und neuzeitlichen (SAG Wismut) Bergbaus. Erschlossen ist das ganze Gebiet durch einen beschilderten Bergbauwanderpfad. Von Glashütte wie auch vom Ortsteil Cunnersdorf kann das Gebiet bewandert werden, wobei bei Cunnersdorf auf der dortigen Kalkhöhe auch ein kleiner Parkplatz zur Verfügung steht.

Um 1990 schlossen sich mehrere Bergbaufreunde, allen voran Thomas Witzke, zu einer Ortsgruppe des Landesverein Sächsischer Heimatschutz e. V. Zusammen. Um 1995 löste sich die Ortsgruppe auf und bildete den „Förderverein für Bergbau im Osterzgebirge e. V.“ um bessere Voraussetzungen zur Pflege der Bergbautradition in ihrer Heimat zu haben. Im Vordergrund stand die Gestaltung einer Bergbaulandschaft des 15./16. Jahrhunderts. Dabei sollte dies keine Rekonstruktion, sondern eine beispielhafte museale Veranschaulichung des hochmittelalterlichen Bergbaus werden, was auch gelungen ist. Bewerkstelligt wurden die Arbeiten in unzähligen ABM – Einzelmaßnahmen, sowie ehrenamtlicher Vereinsarbeit.

Wichtigstes Objekt waren zwei Stolln, die unmittelbar an einer großen Halde liegen, welche zwischen 1991 und 1994 rekonstruiert wurden. Es handelt sich dabei um den „Apostelstolln“ und den „St. Blasiusstolln“. Der erstere Stolln ist einer der Hauptzugänge zum Glashütter Bergrevier. Von hier sind viele Gruben, wie „Heilig Geist“ und „St. Jacob“ zu erreichen. Allerdings ist hier ein mächtiges Hindernis in Form einer Betonplombe durch einen Bergbaubetrieb nicht ganz „offiziell“, als kleines „Dankeschön“, eingebaut worden! Der „St. Blasius Stolln“ ist eine gut 200 m lange Auffahrung und später nur noch unter dem Namen „Silberner Bergmanns Stolln“ bekannt gewesen, an deren Ende noch eine Verstufungstafel erhalten ist. Dieser Stolln ist ein Zeuge des Communbergbaus der Stadt Glashütte.

Zum Berggebäude „Silberner Bergmanns Stolln“ gehören noch weitere kleine Stolln, die eher Bergbauversuche aus der Zeit von 1600 - 1790 darstellen. Ein mittels Bruchsteinmauerung im Mundlochbereich rekonstruierter etwa 30 m langer „Oberer Stolln“, eine Auffahrung in Schlägel- und Eisenarbeit. Weitere 3 Stolln gehören noch zu diesem Berggebäude die in unterschiedlichen Varianten hergerichtet wurden. Vom Erkundungsschurf bis zur Handhaspelschachtanlage ist hier alles vertreten.

Die Landschaft der Hirtenwiese wird auch von den großen Gangzügen der bekannten Grubenanlagen aus der Blütezeit des hochmittelalterlichen Glashütter Bergbaus geprägt. Dazu gehören die Pingen- und Haldenzüge der Fundgruben und Maaßen von „Heilig Geist “, „St. Jacob“, „Israel “, „Erasmus“ und „St. Valerius “. Diese Gruben befinden sich etwas westlich der Hirtenwiese im dortigen Höhenzug der sogenannten Kalkhöhe. Der Übergang von Hirtenwiese zum übrigen Bergbaugebiet wird eher fließend wahrgenommen.
Das Bergbaugebiet um Glashütte ist auch durch einen ringförmigen Wanderweg erschlossen. Auf diesem kann man zu fast jeder Jahreszeit das Areal durchstreifen.

Quelle auszugsweise: www.unbekannter–bergbau.de